Filmstill aus I miss you when I see you, ein Mann sieht einem anderen mit Fahrrad auf der nächtlichen Straße an

Abschlussfilm & Preisverleihung

I Miss You When I See You 

Sonntag 21.10.18, 20.30 Uhr, Metropolis, Empfang ab 20.00 Uhr

Simon Chung, Hongkong 2018, 93’, englisch-kantonesische Original­fassung mit englischen und deutschen Untertiteln

In diesem Jahr verschmelzen Preisverleihung und Abschlussfilm zum letzten Highlight der Festival­woche. Nachdem die Publikumspreise und der Jury­preis vergeben sind, beschließen wir die Filmtage mit einer berührenden Europapremiere: Kevin zieht nach Hongkong. Seit dem College war er nicht dorthin zurückgekehrt, doch seine Jugendliebe Jamie hatte ihn in Australien besucht. Nun folgt er dem Ruf in seine alte Heimat und kommt in eine Stadt, in der die Zeit ohne ihn weitergegangen ist. Statt vor Verletzung und Ausgrenzung zurückzuschrecken, stellt er sich seiner Depression und den Schatten der Gegenwart und der Vergangenheit. Was heißt es, eigene Entscheidungen zu treffen? Was heißt es, gegen den Strom zu schwimmen? Der Film entfaltet langsam und in kleinen Dialogen die Beziehung der beiden Schulfreunde, die zwischen vertrauter Zuversicht und Erwartungen von außen ihren Weg finden müssen. Eindrücklich zeigt der Regisseur Simon Chung, wie die Gesellschaft auf schwule Körper zugreift und sie an den Rand der Verzweiflung führt. Trotzdem behält er die Hoffnung auf die heilende Kraft der Liebe. Und der Freundschaft.

Filmstill aus Sidney and Friends, eine als Frau lesbare Person blickt aus einem Fenster

Hit in der Mitte - Sidney & Friends

Donnerstag, 19.10.18, 20.00 Uhr, Passage 1

Tristan Aitchison, Kenia/UK 2017, 75’, Originalfassung Englisch/Suaheli mit englischen und deutschen Untertiteln

 

Sidney kommt aus einer ländlichen Gegend in Kenia und mochte schon als Kind lieber Schafe hüten und Fußball spielen, als Röcke tragen und ‚Mädchendinge‘ tun. Er wusste immer, dass er anders ist. Je älter er wurde, desto mehr wurde er dafür von der Gemeinschaft und der eigenen Familie isoliert. Ihrem Weltbild nach konnte er nur von Dämonen besessen sein, die machten, dass er ein Junge sein wollte, und die es auszutreiben galt. Als alle Rituale und Behandlungen nicht wirken und die Familie letztlich sogar versucht, ihn umzubringen, flieht Sidney nach Nairobi und schlägt sich hier von Slum zu Slum durch. Als er schließlich eine Gruppe anderer Intersex* und Transgender* kennenlernt und Freundschaften schließt, ändert sich sein Leben: Zum ersten Mal ist er nicht allein und von Menschen umgeben, die sich gegenseitig in der unverändert homo- und transphoben Gesellschaft Kenias unterstützen. Die Dokumentation von Tristan Aitchison fängt vorsichtig, und doch nah an ihren Protagonist_innen, die Stimmen von Sidney und seinen Freund_innen ein und komponiert sie zu einer berührenden Entdeckung ihrer Hoffnungen, Träume und Ängste. Ein wichtiger Film im alltäglichen Ringen um Sichtbarkeit und Würde. 

Der Protagonist Dalziel Leone ist angefragt.

 

Das Gespräch nach dem Film wird in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht.

Filmstill aus RAFIKI, eine junge Frau flechtet einer anderen die Haare

Eröffnung - Rafiki

Dienstag, 16.10.18, 19.30 Uhr, Kampnagel

Wanuri Kahiu, Südafrika/Libanon/Kenia/Niederlande/Norwegen/Deutschland/Frankreich 2018, 83’, Originalfassung Englisch/Suaheli mit englischen und deutschen Untertiteln

Trigger Warnung! homophobe Gewalt

Türen auf. Alle rein. Rausgeputzt. Blitzlicht­gewitter. Küsschen hier. Umarmung da. Stößchen! Wer ist das denn da drüben? Großes (Wieder-)Sehen und gesehen werden. Die Spannung steigt, das Licht geht aus und der Spot an: für Saskia Lavaux von der Hamburger Band Schrottgrenze, die unsere diesjährige Gala mit Queer-Pop umrahmen wird. Unser Eröffnungsfilm ist „Rafiki“, der erste kenianische Film, der jemals bei den Filmfestspielen in Cannes lief. Genau wie „The Stories of our Lives“ (LSF 2016), ist er in Kenia verboten. Beiden Filmen wird vorgeworfen, sie stellten Homosexualität zu positiv dar, was in Kenia nicht erlaubt ist. Da macht sich der starke Einfluss der sogenannten ‚Erweckungskirchen‘ bemerkbar. Regisseurin Wanuri Kahiu, schon länger im Filmgeschäft aktiv, hat den Begriff ‚Afro-Bubblegum‘ kreiert. Dies ist der Name ihrer Medienfirma und auch eines von ihr entworfenen Filmgenres: „Afro-Bubblegum soll Afrika auf hoffnungsvolle, vergnügliche Art darstellen“, sagt Wanuri Kahiu „Wir brauchen neue Bilder von Afrika.“ Gelungen ist ihr das, trotz der ernsten Szenen im Film, durchaus. Fast zu folkloristisch muten die ersten Einstellungen an, in denen das Vorstadtviertel von Nairobi, in dem Ziki und Kena leben, vorgestellt wird. Ziki und Kena lernen sich kennen, freunden sich an und hängen viel zusammen rum. Dadurch regen sie die Aufmerksamkeit der Nachbar_innen auf sich und auch den Argwohn von Kenas bestem Freund, der wohl auch ein Auge auf sie geworfen hat. Die Väter der jungen Frauen treten in den anstehenden Regionalwahlen gegeneinander an, ein weiterer Grund, der ein näheres Kennnenlernen nicht unbedingt begünstigt. Doch die beiden lassen sich davon erstmal nicht beeindrucken und eine wunderbare Liebesgeschichte beginnt! 

In Anwesenheit der Darstellerin Samantha Mugatsia.

Die Gala wird in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht.